Kolumne: „Frag den Mohr“ : Warum kommt ein Unternehmen mit 35 Mitarbeitern in den Dax?
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Vor Corona stets gut besucht: Hauptversammlung der Porsche Automobil Holding in der Porsche-Arena in Stuttgart Bild: dpa
Es wird nichts produziert, keine Dienstleistung für Kunden erbracht. Wie die Porsche Holding es trotzdem in den Dax geschafft hat.
Fast kein Umsatz, fast keine Mitarbeiter, keine operative Geschäftstätigkeit: Für den Dax stellt die Porsche Automobil Holding SE ein Novum dar. So etwas hat es noch nicht gegeben in Deutschlands erster Börsenliga. Ein Unternehmen, das nichts produziert, nichts verkauft, keine Dienstleistungen für Kunden erbringt. Wohlgemerkt handelt es sich hierbei nicht um die Porsche AG, den Autohersteller aus Zuffenhausen. Der ist eine Tochtergesellschaft des VW-Konzerns und selbst nicht mehr börsennotiert.
Die Porsche Holding, die nun in den Dax kommt, ist eine reine Finanzholding. Allerdings mit riesigem Börsenwert. Wertvoll macht das kleine Unternehmen mit seinen nur 35 Mitarbeitern eine große Finanzbeteiligung: die Stimmrechtsmehrheit an VW. Die halten die Familien Porsche und Piëch in der Porsche Holding. Mitreden kann dabei niemand. Die Stammaktien mit Stimmrecht halten die Porsches und Piëchs allein. Nur die Vorzugsaktien sind an der Börse handelbar und kommen nun am Montag in den Dax. Hoch genug ist dafür der Wert der VW-Beteiligung gestiegen.
Hat so eine Aktie etwas im Dax verloren? Nach den Regeln der Börse ja. Sie will die wertvollsten an der Frankfurter Börse notierten Aktien abbilden. Von einem Mindestumsatz oder einer Mindestmitarbeiterzahl steht da nichts. Warum aber diese Aktie kaufen und nicht gleich die VW-Papiere? Die Holding hat den Hauptgeschäftszweck, die VW-Dividende einzunehmen und an ihre Aktionäre weiterzuleiten. Mit einem Teil des Geldes geht sie aber auch eigene kleinere Beteiligungen ein. Und die Aktie ist günstiger bewertet als die VW-Aktie. Noch ungeklärte juristische Auseinandersetzungen aus der Zeit, als Porsche versuchte, VW zu übernehmen, lasten auf dem Kurs. Wer an eine Klärung zugunsten von Porsche glaubt, kann profitieren. Ansonsten hängt das Wohl und Wehe aber zum Großteil am Börsenerfolg von VW.