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Studie zu Frauen in Chefetagen Frauen im Vorstand verdienen im Schnitt mehr als Männer

Weibliche Vorstände von Dax-Unternehmen verdienen einer Studie zufolge im Schnitt mehr als ihre männlichen Kollegen. Allerdings mussten beide Geschlechter im vergangenen Jahr Gehaltseinbußen hinnehmen.
Ausnahmeerscheinung: Merck-Chefin Belen Garijo (63) war im Jahr 2022 die einzige Chefin eines Dax-Konzerns

Ausnahmeerscheinung: Merck-Chefin Belen Garijo (63) war im Jahr 2022 die einzige Chefin eines Dax-Konzerns

Foto: LUDWIG BURGER / REUTERS

In den Top-Etagen der deutschen Wirtschaft sind Frauen die Spitzenverdienerinnen. Ein Update einer Studie der Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY zeigt, dass im Jahr 2022 wie schon im Vorjahr Frauen in den Vorständen von Dax-Konzernen im Schnitt mehr verdient haben als männliche Vorstandsmitglieder. Bei den Unternehmen der Börsenindizes MDax und SDax liegen dagegen Männer im Schnitt vorn.

Frauen sind im Vorstand der 40 Dax-Konzerne mit einem Anteil von 21,8 Prozent stärker vertreten als in Unternehmen der anderen Börsenindizes. Dass Vorstandsfrauen im Dax mehr verdienen als Männer, zeigt sich bereits seit 2015 in der EY-Auswertung. Im vergangenen Jahr kamen weibliche Führungskräfte durchschnittlich auf rund 3,2 Millionen Euro, ihre Kollegen auf etwa 3,08 Millionen Euro. Geeignete Kandidatinnen sind noch immer knapp, darum können sie höhere Gehälter fordern.

Die Gehälter der weiblichen und männlichen Vorstandsvorsitzenden wurden nicht verglichen, da es hier nur sehr wenige Frauen gibt. Im Dax etwa gab es 2022 nur ein Unternehmen mit einer Frau an der Spitze: den Pharmakonzern Merck KGaA mit Bélen Garijo (63).

Vorstände insgesamt mit Gehaltseinbußen

Anders als im Vorjahr sind allerdings die Vergütungen insgesamt gesunken. Sowohl Vorstandsfrauen (minus 7,3 Prozent) als auch -männer (minus 8,7 Prozent) verbuchten Gehaltseinbußen. "Der Krieg in der Ukraine, Lieferkettenprobleme und stark gestiegene Energiepreise haben viele optimistische Prognosen zu Makulatur werden lassen", erläuterte EY-Partner Jens Massmann. Bei Dax-Konzernen spielten variable Gehaltsbestandteile wie Boni, deren Auszahlung an das Erreichen bestimmter Ziele geknüpft ist, eine besonders große Rolle. Die Einbußen seien daher entsprechend deutlich ausgefallen.

Im MDax der 50 mittelgroßen Werte verdienten männliche Vorstände mit rund 1,59 Millionen Euro erneut mehr als ihre Kolleginnen, die im Schnitt auf etwa 1,54 Millionen Euro kamen. Der Anteil weiblicher Führungskräfte in der Topetage lag bei 14,3 Prozent.

Bei den 70 kleineren Firmen des SDax – mit einem Frauenanteil von 9,9 Prozent in der Topetage – lag die Gesamtvergütung weiblicher Führungskräfte erstmals seit 2018 im Schnitt wieder hinter dem Verdienst der Manager. Frauen kamen den Angaben zufolge auf rund 931 000 Euro (minus 20 Prozent), Männer auf knapp 1,1 Millionen Euro (plus 11 Prozent). Als einen wesentlichen Grund nannte Massmann den Wechsel in den Vorstandsgremien. "Regelmäßig fallen die Vergütungshöhen bei Neubestellungen niedriger aus, als bei Vorstandsmitgliedern, die das Amt bereits länger innehaben."

Langsam immer mehr Frauen in Chefetagen

Und auch zahlenmäßig holen Frauen auf. Aus einer neuen Auswertung der Organisation "Frauen in die Aufsichtsräte" (Fidar) geht hervor, dass die Topetagen öffentlicher Unternehmen in Deutschland weiblicher werden – allerdings nur sehr langsam. Dem aktuellen Index "Women on Board" von Fidar zufolge wuchs der Frauenanteil im Topmanagement öffentlicher Unternehmen 2022 um 2,5 Prozent. In den Führungspositionen der 262 größten Beteiligungen von Bund und Ländern betrug der Frauenanteil demnach durchschnittlich 25,7 Prozent.

cwi/ dpa, AFP

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